Bisher gab es von dem deutschen Kletterausrüster Edelrid für die Sicherung beim Klettern die Jul-Familie mit Jul2, Mega-Jul, Micro-Jul und Giga-Jul. Seit dem Herbst 2024 hat die Allgäuer Firma zusätzlich den Pinch als halbautomatisches Sicherungsgerät im Programm. Er tritt damit in Konkurrenz zum Beispiel von Grigri (Petzl), Matik (Camp), Birdie (Beal) und so weiter. Das heißt, das Seil wird bei einem Sturz durch ein Verschieben des Klemmnocken blockiert und ein Stürzen des Kletterers wird somit verhindert.
Der Pinch weißt im Gegensatz zu den anderen halbautomatischen Sicherungsgeräten ein paar Besonderheiten auf. Die größte Neuerung ist, dass sich der Pinch direkt und ohne Sicherungskarabiner in den Zentralring des Klettergurtes einhängen lässt (Bild 2 von oben). Wodurch das Gerät ohne dazwischenhängenden Karabiner näher am Körper ist und unter anderem das Seilausgeben beim Vorstiegsichern vereinfacht wird. Auch ist der Pinch damit fester am Gurt justiert und die Gefahr einer Querbelastung und Verdrehens des Karabiners ist somit nicht möglich.
Verarbeitung
Wie man es von Edelrid gewohnt ist, ist auch der Pinch sehr solide und hochwertig verarbeitet. Sämtliche Komponenten sind sauber montiert und aus stabilen Materialien. Das Handling des Sicherns macht mit dem Pinch somit Spassn und sorgt für Vertrauen.
Das Sichern im Vorstieg Beim schnellen Seilausgeben bei dem Vorstiegsichern muss das Gerät nicht zwischen Zeigefinger und Daumen fixiert werden. Das Auflegen des Daumens von oben auf die Bremsmechanik genügt, um das Bremsseil schnell aus dem Pinch zu ziehen. Vier Finger der Sicherungshand halten dabei sicher das Seil fest. Bei einem unvorhergesehen Sturz greifen die Finger durch den Kontraktionsreflex zu und der Daumen löst sich durch den Ruck vom Gerät.
Dass man durch diese nähere Position des Gerätes am Gurt auch mehr Seil beim Vorstiegsichern ausgeben kann, hat sich für uns nicht bestätigt. Die Länge des Seilzuges ist dabei ungefähr so weit, wie aus anderen halbautomatischen Sicherungsgeräten, bei denen ein Karabiner als Sicherung am Gurt benutzt wird.
Ablassen eines Kletterers Anders als bei den gängigen halbautomatischen Sicherungsgeräten läuft das Seil beim Ablassen linear über die vorderen Bremsrillen aus Stahl (Bild 5 von oben). Ein Krangeln des Seiles wird somit verhindert, was sich bei unseren Test bestätigen lässt. Wenn man doch einmal, wie bei anderen Geräten üblich, dass Ablassseil seitlich über den Pinch laufen lässt, klappt das Ablassen auch so problemlos. Das lineare Ablassen nach vorne hat auf jedenfall Vorteile bei der Seilkontrolle und ist über den Stahleinsatz auch langlebiger für die Nutzungsdauer des Pinch.
Ausschaltbare Anti-Panik Funktion Für nicht so geübte Anwender oder Sichernde die ein Plus an Sicherheit haben wollen, verfügt der Pinch auch über eine Anti-Panik-Funktion beim Ablassen. Das heißt, zieht man den Ablasshebel zu weit, blockiert das Gerät beim Ablassen und der Kletterer wird nicht weiter abgelassen.
Praktisch: Die Anti-Panik Funktion lässt sich über eine mitgelieferte Schraube (Bild 6 und 7 von oben) einfach außer Kraft setzen. Einfach die Schraube eindrehen und der Pinch funktioniert für geübte Anwender in nicht blockierender Funktion beim Ablassen.
Ungewolltes Öffnen Im Internet gibt es einige Meldungen, dass sich der Pinch - gerade beim Vorstiegsichern mit der Gaswerkmethode - leicht beim direkten Einhängen in die Gurtöse öffnen lässt. Bei unseren Tests und Versuchen war dies bei normaler Anwendung nicht passiert. Um hier Bedenken vorzubeugen, kann man zusätzlich in den Sicherungsmechanismus einen unbelasteten Karabiner in den Pinch und die Auffangöse einhängen (Bild 3 von oben). Die Gefahr eines unbeabsichtigen Öffnen des Pinch ist somit beseitigt.
Anwendung im Bereich der Seilzugangstechnik und im Routenbau
Der Pinch hat als Sicherungs- und Abseilgerät nicht nur die Zulassung für den Sportkletterbereich (EN 15151-1), sondern ist auch in der Industrie für die Seilzugangstechnik (EN 12841-C) zugelassen. Man kann den Pinch mit Dynamikseilen und halbstatischen Seilen verwenden und somit ist das Sicherungsgerät von Edelrid auch beim professionellen Routenbau ein sehr interessantes und kompaktes Gerät.
Die von Edelrid beschriebene Verwendung in Mehrseillängenrouten zur Sicherung über den Fixpunkt haben wir nicht weiter getestet, da wir beim Klettern in Mehrseillängen die klassischen Sicherungsmethoden mit Tuber oder HMS als praktikabler und inklusive der Abseilmöglichkeit auch als umfassender ansehen. Auch ein weiches, dynamischen Sichern im Sturzfall ist mit dem Pinch am Standplatz nur schwer umsetzbar.
Unsere Tester beurteilten den Pinch von Edelrid als gelungene Alternative zu den bestehenden halbautomatischen Sicherungsgeräten. Besonders positiv wurde dabei der gerade Seilverlauf über die Stahlrillen beim Ablassen bewertet. Mit dem direkten Einhängen des Gerätes am Gurt waren sich einige Tester doch unsicher und haben auf jedenfall die Zusatzabsicherung mit dem eingehängten Karabiner gewählt. Der Effekt des direkt verbundenen Sicherungsgerätes am Gurt, bei dem sich der Sicherungskarabiner nicht verdrehen kann, ist hiervon ja unberührt.
Das Sichern und Seilausgeben im Vorstieg mit dünneren und gut laufenden Seilen klappt wie von Edelrid beschrieben nur mit Druck des Daumens auf das Gerät. Die restlichen Finger können alle das Bremsseil umfassen. Bei etwas dickeren bzw. schwergängeren Seilen gingen die Tester jedoch schnell dazu über, die Gaswerkmethode beim Seilausgeben zu verwenden. So dass sich hierbei im Vergleich zu den bestehenden Sicherungsgeräten keine komfortablere Methode herausstellte. Bei der Gaswerkmethode ist zudem am Pinch für den Zeigefinger nur eine verhältnismäßig kleine Kante zum fixieren.
Wer bereits ein Sicherungsgerät, mit dem er zufrieden ist, in seinem Equipment hat, der wird keine Notwendigkeit haben, sich einen Pinch anzuschaffen. Wer sich allerdings ein neues Sicherungsgerät anschaffen will, für den macht es auf jedenfall Sinn, sich den Pinch anzuschauen und für sich zu testen.
Daten zu dem Edelrid Pinch Seildurchmesser:
Dynamikseile von 8,5 bis 10,5 mm Durchmesser (Zertifizierungen: EN 15151-1)
Halbstatikseile von 10,0 bis 10,5 mm Durchmesser (Zertifizierungen: EN 12841-C)
Gewicht: 235 Gramm
Material: Aluminium, Stahl, Polyamid/Hardplastik
Preis: 100,00 Euro
Hersteller: Edelrid, edelrid.com
(Stand: Juni 2025)
Sicherungsgeräte im Vergleich: Smart, Grigri, Tuber, Autotuber, Click Up, Ergo, Mega Jul