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Im Gespräch mit David Lama:
"Ich trainiere jetzt nicht mehr so stur vor mich hin"



In deinem Buch "High" schreibst du fast so, wie vom Ende deiner Wettkampf-Karriere?
David Lama: Ich habe mich halt immer mehr hin zum alpinen Klettern entwickelt und 2011 ist es das erste Jahr wo ich gar keine Wettkämpfe machen werde.

Soll dies in Zukunft auch so bleiben?
David Lama: Im Moment schon, zumindest für unbestimmte Zeit. Aber ich habe schon noch Ziele im Wettkampf, die ich auch gerne erreichen möchte. Von daher werde ich sicher noch einmal zurückkehren.

Also ist momentan der Antrieb und der Spass für dich am Klettern das Alpine Abenteuer?
David Lama: Auf jedenfall, ja. Hier sind für mich die zur Zeit größeren Herausforderungen. Da ist auch mehr Spass für mich dabei.


Kletterschuh La Sportiva CobraFoto: Rainer Eder
Woher ziehst du deine alpinen Projekte, wie in Patagonien oder am Monte Brento?
David Lama: Das ist ganz verschieden. Teilweise bekommt ich es von Kollegen erzählt, teilweise findet man eine Kletterlinie in irgend einem Buch. Man sieht eine Wand und dann denkt man sich: boah, da möchte ich mal rauf. Also ganz verschieden.

Wie hälst du es mit deinen Trainingsreizen, jetzt wo eher alpine Touren kletterst. Sind deine Vorbereitung und dein Training für alpine Touren genauso intensiv wie für das Wettkampfklettern?
David Lama: Das hat den Unterschied, dass ich jetzt eigentlich nicht mehr so stur vor mich hin trainiere. Ich mach im Training schon auch mehr alpine Sachen. Das sind dann nicht so wilde Sachen, aber ein gutes Training wie zum Beispiel für den Cerro Torre. Ich denke, am besten wird man, wenn man das macht, wo man sich verbessern will.

Stichwort Cerro Torre: Wie zufrieden bist du mit deinem Trip jetzt im Frühjahr 2011?
David Lama: Na ja, es ist ein Zwischenziel erreicht worden. Das große Ziel ist auf jedenfall noch ausständig, aber es war ein Wahnsinn überhaupt auf dem Torre oben zu stehen. Ich hab immer schon gesagt, das man erstmal raufklettern muss, egal wie. Man muss sich anschauen, ob das überhaupt geht und erst dann kann man mehr sagen.

Und, wie ist dein Fazit: Ist es möglich den Cerro Torre im alpinen Stil zu machen?
David Lama: Ja, ich kann mir schon vorstellen, dass man das frei Klettern kann. Allerdings ist es der Torre. Das heißt, es ist schwer von den Schwierigkeiten des Kletterns und noch dazu der Torre mit seinen widrigen Verhältnissen und dem Wetter, was das ganze zusätzlich erschwert.

Also wirst du 2012 wieder am Torre sein?
David Lama: 2012 bin ich definitiv wieder in Patagonien.

Wie sieht es mit anderen Projekten aus?
David Lama: Hier habe ich noch einiges in Europa und wahrscheinlich fahre ich im Herbst 2011 mit Stephan Siegrist mal nach Indien.

Danke für das Gespräch und viel Erfolg in Indien und im nächsten Jahr am Cerro Torre.
(Interview im April 2011)


Steckbrief: David Lama (1990 in Innsbruck geboren) verunglückte am 16. April 2019 im Alter von 28 Jahren im Banff-Nationalpark in Kanada im Abstieg bei einem Lawinenabgang an der Ostwand des Howse Peak. Mit ihm verünglückten Hansjörg Auer und Jess Roskelley. Er war im Bereich des Sport-/Wettkampfkletterns und im Alpinismus ein Ausnahmeathlet.

Einige seiner bedeutendsten klettersportlichen und alpinistischen Leistungen:
  • 2006: Der erste Kletterer, der in seiner ersten Saison im Weltcup sowohl einen Boulder-Weltcup als auch einen Vorstieg-Weltcup gewann. Zugleich wurde er damit der bis dahin jüngste Weltcupsieger.
  • 2012: David Lama gelang gemeinsam mit Peter Ortner die erste Begehung der „Kompressorroute“ (IX+/X-) an der Südostflanke des Cerro Torre ohne künstliche Hilfsmittel. Für dieses Projekt wurden sie beim Piolet d’Or 2013 mit einer Besonderen Auszeichnung geehrt.
  • 2012: Wieder mit Peter Ortner gelang David Lama die Besteigung des Trango Tower (6251 m) im Karakorum über die Route Eternal Flame (IX-, Erstbegangen durch Kurt Albert und Wolfgang Güllich).
  • 2013: Erste Winterbegehung der Route „Schiefer Riss“ an der Sagwand im Valser Tal, zusammen mit Hansjörg Auer und Peter Ortner in knapp 24 Stunden vom Einstieg zum Gipfel.
  • 2018: Erstbesteigung (Solo) des Lunag Ri in Nepal über den Westpfeiler.

Internet: david-lama.com



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